Samstag, 29. Juli 2006

Empirie

Nach jahrelangen Nachforschungen, unzähligen Demütigungen und mehreren Wutausbrüchen sehe ich mich endlich in der Lage, die entscheidende Frage zu formulieren: Warum sind die Kerle, die in Fahrradläden arbeiten, immer solche ignoranten Arschlöcher?

(und wo ich gerade schon beim Fragen bin: was haben bitteschön die Empirie und das englische Empire miteinander zu tun?)

Freitag, 28. Juli 2006

Besinnliches zum Wochenende

heiligenauslage1
(sowas ähnliches war hier schon mal. Aber in meiner Gier musste ich das komplette Schaufenster abfotografieren, und da ich nicht geizig bin, teile ich es nun schwesterlich mit dem Rest der Welt.)

Donnerstag, 27. Juli 2006

Hinterhof

Der Nachbar hat die Musik aufgedreht, monotones Wummern mit vereinzeltem Piepen versetzt, steht nur mit einem Handtuch bekleidet am offenen Fenster und zeigt dem Hof seine Tätowierungen auf der Brust. Dann tanzt er und versucht zum Wummern zu pfeifen.
Neue Musikrichtung: Whistling Techno.

Mittwoch, 26. Juli 2006

Woanders

Im März war es, der Schnee war noch knöchelhoch auf den Straßen festgetrampelt war und es fiel neuer Schnee, als ich dem Morgen entgegenstapfte, es war schon nach vier und sehr dunkel. Gar nicht mehr müde, nur noch lethargisch irgendwie ging ich vom Ort des letzten Bieres zur U-Bahn, jedenfalls hatte ich das vor. Aber das Grübeln, die schlechte Laune, von der ich wusste, dass sie mich beim Aufwachen überfallen würde, sollte ich das Grübeln mit ins Bett nehmen, ließen mich weiterspazieren, sofern man das Fortbewegen bei Minusgraden in den frühen Morgenstunden als Spazieren bezeichnen kann. Ich ignorierte die in der Ferne auftauchende U-Bahnstation, lief in Richtung Park, kämpfte mit meinen Gedanken, freute mich ein bisschen an meiner Unvernunft, und als ich schließlich am Park vorbeikam, sang da ein kleines Vögelchen in den noch so dunklen Morgen hinein, und ich weiß noch, dass ich einen Moment lang dachte, jemand hätte wohl ein Tonband mit Vogelstimmen aufgelegt. In Wirklichkeit hatte nur schon längst der Frühling angefangen.
An der Feuerwache vorbeikommend zog ich einen Moment lang deren Sprengung in Betracht, um sie nie wieder sehen zu müssen und um dem Grübeln einen würdigen Abschluss zu verleihen.
Jetzt ist es Sommer und es wird beinahe schon langweilig, darüber zu schreiben. Vor ein paar Tagen kam ich wieder an dem Platz vorbei, an dem in der Märznacht das wilde Grübeln eingesetzt hatte. Damals war ich allein dort gewesen und alles war dunkel, selbst die pathetische Kneipe hatte zu. Jetzt sind dort so viele Lokalitäten, in denen sich das Stadtpublikum abends vergnügt, dass ich gar nicht mehr nachzählen wollte. Und es ist dort viel zu laut, um ordentlich zu grübeln.
Aber noch immer versetzen mir Feuerwachen einen winzigen Stich.

Dienstag, 25. Juli 2006

Weinhonig

Im Wein vor dem Fenster summt es, dass es eine Freude ist.

Freitag, 21. Juli 2006

Langes Wochenende...

blackpool-zoo
... und zusammenhangloses Bildchen.

Donnerstag, 20. Juli 2006

Urbanes Schwimmen

Im letzten Sommer, der ja nicht annähernd so schön warm war wie der diesjährige, da habe ich einen jungen Mann gesehen, der von seinem Schlauchboot einen beherzten Kopfsprung in den Landwehrkanal unternahm. Die Leute standen auf der Brücke, unter der er durchschwamm und glotzen ungläubig. Das Treiben im Landwehrkanal war bisher Hunden und berühmten Leichen vorbehalten gewesen. Der junge Mann rettete sich auch bald wieder auf sein Gummiboot, wo sein dort verbliebener Freund nicht weniger ungläubig schaute als die Zuschauer auf der Brücke.
Vorhin, als ich auf vertrocknetem Gras nicht weit von jener Brücke saß, durfte ich Zeugin eines weitaus verwegeneren Schauspiels werden. Eine Gruppe Menschen in ihren mittleren Jahren, üppig mit Tätowierungen, Bäuchen, langen grauen Haaren und Bierflaschen ausgestattet und mit batteriebetriebenem Kassettenrecorder voller Deutschpunk bewaffnet, frönte ausgiebigst dem Badespaß im lauwarmen Nass gegenüber auf der Treptower Seite des Kanals. Ein nicht unerheblich alkoholisierter Mann mit einem Bauch, der auf enormen Biergenuss schließen ließ, sprang als erster in die sanften Fluten, noch vor seinem Hund. Er trug dabei Hose, Schuhe und Bierflasche. Während wir auf der anderen Seite noch ungläubig hinüberstarrten, sprang ihm der nächste hinterher, ein Dritter folgte. Während wir uns noch Sorgen machten, ob der Alkoholisierungsgrad der Herren nicht eventuell lebensgefährlich für selbige werden könnte, juchzten diese und schütteten ihr Bier ins Wasser. „Iih. Jetzt badet der in seinem eigenen Bier“, sagte Begleitung Nr. 1, gestand aber schnell ein, dass das Bier wohl die am geringsten problematische Verschmutzung des Kanals darstellte. Begleitung Nr. 2, zu Besuch aus dem europäischen Ausland war hin- und hergerissen zwischen Begeisterung für die irren Berliner und profunder Abscheu, die aber eher von den zur Schau gestellten Bäuchen herrührte. Einer durchschwamm tatsächlich die gesamte Breite des Kanals, was einen Mann, der lesend am Ufer gesessen hatte dazu veranlasste, fluchtartig auf sein Fahrrad zu springen und davonzuradeln. Der Schwimmer grinste, stellte seine Bierflasche, die er schwimmend mitgebracht hatte, am Ufer ab und prustete wie ein Walross durch das Wasser, zur Freude seiner Freunde auf der anderen Seite. Dort unternahm einer einen Kopfsprung, was die beobachtende Menge auf unserer Seite zu einem ängstlichen Raunen veranlasste, wie einfach hätte er sich doch an der Betonspundwand das Genick brechen können.
Die Betrachtung dieser ausgelassen den Sommer genießenden Gestalten ließ die beiden Begleitungen und mich sehnsuchtsvoll an ein kühles Getränk denken, und so verließen wir den Ort des Geschehens in Richtung Internetcafé mit integriertem Getränkeverkauf, von denen es neuerdings so viele gibt. In der Gewissheit, dass dies nicht die letzte Seltsamkeit dieses Sommers in der Stadt gewesen sein würde. Das tröstet ein wenig über die Tatsache hinweg, dass es in diesem Sommer keine Ferien geben wird.

Müll

Auf der Straße fuhr ein Müllauto vorbei. Noch fünf Minuten später konnte man es riechen.
muell
Als ob es seit drei Monaten mit diesem Müll hier rumfahren würde.
Warm isses.

Montag, 17. Juli 2006

Andere Leute

In der Straßenbahn, morgens, steigt ein älteres Paar ein, beide sind vielleicht Mitte 60, weißhaarig, schlank, sommerlich gekleidet. Die Frau mit ihren akkurat auf Kinnlänge geschnittenen Haaren setzt sich neben mich und verströmt einen Geruch nach aufdringlichem Duschzeug, kein teures Parfum, ein Geruch, der billiger ist und penetranter als dezenter Schweißgeruch, der überdeckt werden soll. Ihr Mann trägt eine helle kurze Hose und eine Brille und kauft Fahrkarten. Nachdem er sie entwertet hat, steckt er beide in seine Brusttasche. Er stellt sich neben seine Frau. „Setz dich doch!“ sagt sie, ein wenig vorwurfsvoll, und deutet auf einen freien Platz schräg gegenüber. Er runzelt die Stirn und brummt: „Wir steigen doch gleich wieder aus“, setzt sich dann aber doch. Schaut dabei aber wiederum vorwurfsvoll seine Frau an. Wahrscheinlich ist er froh darüber, dass er sich gesetzt hat, als die Bahn lange an der Kreuzung warten muss, viel zu lange, wie seine Frau wohl findet, die zunehmend unruhig wird neben mir. Sie starrt, mit gerunzelter Stirn, in seine Richtung. Am Alex steigen sie aus. Ich auch. Hinter ihnen gehend kann ich ihren knappen Wortwechsel nicht verstehen, aber beider Tonfall klingt angestrengt. Ich will nie so werden, denke ich, nie so vorwurfsvoll und latent verbittert an einem so schönen Tag, an dem der Himmel so schön blau ist, und nie will ich nach penetrantem Duschzeug riechen, als der Mann seine Hand in Richtung Frau ausstreckt. Gerade will ich meine Gedanken zurücknehmen, in meiner morgendlichen Trägheit diese Geste als immerhin freundschaftlich, wenn nicht gar, in einem Anflug von sommerlicher Verklärtheit, als liebevoll deuten, da drückt sie ihm wortlos den Einkaufsstoffbeutel in die ausgestreckte Hand. Dann biegen die beiden zum Kaufhaus ab und verschwinden aus meinem Blick.

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Melli (Gast) - 21. Jul, 18:15
Vorabendserie, Baby!
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Mlle Händel - 14. Jul, 19:54

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