Urbanes Schwimmen
Im letzten Sommer, der ja nicht annähernd so schön warm war wie der diesjährige, da habe ich einen jungen Mann gesehen, der von seinem Schlauchboot einen beherzten Kopfsprung in den Landwehrkanal unternahm. Die Leute standen auf der Brücke, unter der er durchschwamm und glotzen ungläubig. Das Treiben im Landwehrkanal war bisher Hunden und berühmten Leichen vorbehalten gewesen. Der junge Mann rettete sich auch bald wieder auf sein Gummiboot, wo sein dort verbliebener Freund nicht weniger ungläubig schaute als die Zuschauer auf der Brücke.
Vorhin, als ich auf vertrocknetem Gras nicht weit von jener Brücke saß, durfte ich Zeugin eines weitaus verwegeneren Schauspiels werden. Eine Gruppe Menschen in ihren mittleren Jahren, üppig mit Tätowierungen, Bäuchen, langen grauen Haaren und Bierflaschen ausgestattet und mit batteriebetriebenem Kassettenrecorder voller Deutschpunk bewaffnet, frönte ausgiebigst dem Badespaß im lauwarmen Nass gegenüber auf der Treptower Seite des Kanals. Ein nicht unerheblich alkoholisierter Mann mit einem Bauch, der auf enormen Biergenuss schließen ließ, sprang als erster in die sanften Fluten, noch vor seinem Hund. Er trug dabei Hose, Schuhe und Bierflasche. Während wir auf der anderen Seite noch ungläubig hinüberstarrten, sprang ihm der nächste hinterher, ein Dritter folgte. Während wir uns noch Sorgen machten, ob der Alkoholisierungsgrad der Herren nicht eventuell lebensgefährlich für selbige werden könnte, juchzten diese und schütteten ihr Bier ins Wasser. „Iih. Jetzt badet der in seinem eigenen Bier“, sagte Begleitung Nr. 1, gestand aber schnell ein, dass das Bier wohl die am geringsten problematische Verschmutzung des Kanals darstellte. Begleitung Nr. 2, zu Besuch aus dem europäischen Ausland war hin- und hergerissen zwischen Begeisterung für die irren Berliner und profunder Abscheu, die aber eher von den zur Schau gestellten Bäuchen herrührte. Einer durchschwamm tatsächlich die gesamte Breite des Kanals, was einen Mann, der lesend am Ufer gesessen hatte dazu veranlasste, fluchtartig auf sein Fahrrad zu springen und davonzuradeln. Der Schwimmer grinste, stellte seine Bierflasche, die er schwimmend mitgebracht hatte, am Ufer ab und prustete wie ein Walross durch das Wasser, zur Freude seiner Freunde auf der anderen Seite. Dort unternahm einer einen Kopfsprung, was die beobachtende Menge auf unserer Seite zu einem ängstlichen Raunen veranlasste, wie einfach hätte er sich doch an der Betonspundwand das Genick brechen können.
Die Betrachtung dieser ausgelassen den Sommer genießenden Gestalten ließ die beiden Begleitungen und mich sehnsuchtsvoll an ein kühles Getränk denken, und so verließen wir den Ort des Geschehens in Richtung Internetcafé mit integriertem Getränkeverkauf, von denen es neuerdings so viele gibt. In der Gewissheit, dass dies nicht die letzte Seltsamkeit dieses Sommers in der Stadt gewesen sein würde. Das tröstet ein wenig über die Tatsache hinweg, dass es in diesem Sommer keine Ferien geben wird.
Vorhin, als ich auf vertrocknetem Gras nicht weit von jener Brücke saß, durfte ich Zeugin eines weitaus verwegeneren Schauspiels werden. Eine Gruppe Menschen in ihren mittleren Jahren, üppig mit Tätowierungen, Bäuchen, langen grauen Haaren und Bierflaschen ausgestattet und mit batteriebetriebenem Kassettenrecorder voller Deutschpunk bewaffnet, frönte ausgiebigst dem Badespaß im lauwarmen Nass gegenüber auf der Treptower Seite des Kanals. Ein nicht unerheblich alkoholisierter Mann mit einem Bauch, der auf enormen Biergenuss schließen ließ, sprang als erster in die sanften Fluten, noch vor seinem Hund. Er trug dabei Hose, Schuhe und Bierflasche. Während wir auf der anderen Seite noch ungläubig hinüberstarrten, sprang ihm der nächste hinterher, ein Dritter folgte. Während wir uns noch Sorgen machten, ob der Alkoholisierungsgrad der Herren nicht eventuell lebensgefährlich für selbige werden könnte, juchzten diese und schütteten ihr Bier ins Wasser. „Iih. Jetzt badet der in seinem eigenen Bier“, sagte Begleitung Nr. 1, gestand aber schnell ein, dass das Bier wohl die am geringsten problematische Verschmutzung des Kanals darstellte. Begleitung Nr. 2, zu Besuch aus dem europäischen Ausland war hin- und hergerissen zwischen Begeisterung für die irren Berliner und profunder Abscheu, die aber eher von den zur Schau gestellten Bäuchen herrührte. Einer durchschwamm tatsächlich die gesamte Breite des Kanals, was einen Mann, der lesend am Ufer gesessen hatte dazu veranlasste, fluchtartig auf sein Fahrrad zu springen und davonzuradeln. Der Schwimmer grinste, stellte seine Bierflasche, die er schwimmend mitgebracht hatte, am Ufer ab und prustete wie ein Walross durch das Wasser, zur Freude seiner Freunde auf der anderen Seite. Dort unternahm einer einen Kopfsprung, was die beobachtende Menge auf unserer Seite zu einem ängstlichen Raunen veranlasste, wie einfach hätte er sich doch an der Betonspundwand das Genick brechen können.
Die Betrachtung dieser ausgelassen den Sommer genießenden Gestalten ließ die beiden Begleitungen und mich sehnsuchtsvoll an ein kühles Getränk denken, und so verließen wir den Ort des Geschehens in Richtung Internetcafé mit integriertem Getränkeverkauf, von denen es neuerdings so viele gibt. In der Gewissheit, dass dies nicht die letzte Seltsamkeit dieses Sommers in der Stadt gewesen sein würde. Das tröstet ein wenig über die Tatsache hinweg, dass es in diesem Sommer keine Ferien geben wird.
Mlle Händel - 20. Jul, 22:51