Ich habe es die ganze letzte und vorletzte Woche gepfiffen, ohne zu wissen, was ich eigentlich pfeife, heute ist es mir auf einmal aufgefallen, und ich werde weiterpfeifen. Auch, wenn gar kein Anlass dazu besteht.
Mlle Händel - 20. Okt, 21:19
"Ich hab dann Wahrnehmung einfach komplett ignoriert."
(junge Philosophinnen vor dem Prüfungsbüro)
Mlle Händel - 17. Okt, 18:00
Am Freitagabend, zwischen unsäglicher Slayer-Coverband, gerissenen Mandolinensaiten, mitgebrachtem Bier und Walzer fiel sie mir wieder ein.
Sie war wunderschön, stand während einer ähnlichen Veranstaltung vor einem dreiviertel Jahr zu fortgeschrittener Stunde auf der Damentoilette, auf der reges Treiben herrschte; zwei der drei Klos ließen sich nicht abschließen, und ungefähr sieben Personen standen an. Sie stand vor dem Spiegel, gedankenverloren, schaute sehr ruhig und beinahe träumerisch drein inmitten des Lärms, der Hektik, des Toiletten-Unmuts und des Geruchs an diesem Ort, ebenso träumerisch hielt sie ihr Telefon ans Ohr, in das sie in aller Ruhe hineinsprach, während sie sich, friedlich und schön anzuschauen, die Zähne putzte, langsam und bedächtig.
Wenn ich die schönsten Dinge benennen müsste, die ich je in meinem Leben gesehen habe, so gehörte ihr Anblick dazu.
Mlle Händel - 15. Okt, 15:09
Ich wurde
gebeten, mal wieder einen Fragebogen auszufüllen.
Voilá:
5 Dinge, die ich nicht habe, aber gerne hätte:
- Schwimmhäute an den Füßen
- neue Matratze
- Noten der Englischen Suiten von Bach
- Fahrerlaubnis
- Balkon
5 Dinge, die ich habe, aber lieber nicht hätte:
- Angst vor Spinnen
- bevorstehende Zahnverkronung
- ab und an Kopfschmerzen
- mein Sofa
- Magisterprüfungen in englischer Sprachwissenschaft
5 Dinge, die ich nicht habe und auch nicht haben möchte:
- Hubschrauber
- Stringtanga
- Duftkerzen
- Goldhamster
- Kellerbar
5 Dinge, die ich habe und nicht missen möchte:
- Klavier inkl. musikalischer Grundausbildung
- Nachtschränkchen von Tante T.
- Staubsauger
- einen Freund, der beim Gähnen jodelt
- meistens ziemlich viel Glück
5 Menschen, die dies noch nicht beantwortet haben, von denen ich mir das aber wünschte:
Nö
Mlle Händel - 12. Okt, 15:25

Eigentlich wäre ich heute in eine schöne, sehr große europäische Hauptstadt geflogen. Ich freue mich aber sehr, dass ich das nicht getan habe. Dort hätte ich heute keinen Zettel auf dem Küchentisch gefunden, auf dem
Ich hoffe, dass Ihr Rosinenbrötchen gern eßt steht.
Mlle Händel - 10. Okt, 18:46
Ich habe Probleme mit der Veränderung meines Aufenthaltsortes, und sei es nur für kurze Zeit. Immer hänge ich mich zu sehr an Orte, an Plätze, an Wohnungen, ich habe einmal eine Freundin während ihres Umzugs gefragt, ob sie nicht wehmütig sei, die alte Wohnung zu verlassen, worauf sie mich verwirrt anschaute und sagte, sie ziehe ja gerade um, weil die neue Wohnung besser sei. Wie man um eine alte Wohnung trauern konnte, verstand sie nicht.
Eigentlich wollte ich das jetzt ein wenig ausführen, aber es wird mir wohl nicht gelingen. Eingeklemmt zwischen Besuch bei der nordhessischen Verwandtschaft, Regenwetter, Versuchen, das Sofa, das mein kleiner Bruder vor Jahren mal angeschleppt hat, auf den Dachboden zu hieven, gemeinsamen Frühstücken, Einpacken von Bilderbüchern für den Nachwuchs der Verwandtschaft, Leuten, die hinter mir stehen und mir über die Schulter sehen, und die sagen, wenn die Dachbodenklappe ohnehin offen sei, dann könne man ja auch gleich noch die anderen Sachen, und überhaupt stünde hier ja noch so viel Kram von mir, und ob ich eigentlich schon mal darüber nachgedacht hätte, was ich dann bald, und dass meine Vorstellungen vom Leben vielleicht ein wenig ignorant seien und ob ich eigentlich daran gedacht hätte, meine Magisterarbeit mit Seitenzahlen zu versehen, bevor ich sie ausdrucke, ist Konzentration ein wenig schwierig. Ich fürchte, bald wahnsinnig zu werden, bin gleichzeitig dauernd ein wenig gerührt und fühle mich ja auch wohl, es ist die seltsamste Ambivalenz der Welt; und dann zwischendurch immer wieder der ironische Satz: „Du hast es ja so schrecklich schwer“, für den ich langsam morden könnte, und der mich schon mein Leben lang begleitet.
Aber dann der Ort, die grauen Häuser, der Regen, das Einkaufszentrum aus den 60ern, dessen funktionalistischen Kern man unter den Modernisierungen gar nicht mehr erkennt, der Garten mit der Meerrettichplage und den mutierten Walderdbeeren, der Geruch des Kellers. Nostalgische Ambivalenz, hier war ich mal und bin nicht mehr, und eigentlich will ich wieder nach Hause. Wo es keinen Dachboden gibt und niemand mich mit Seitenzahlen behelligt und mit den peinlichen Geschichten aus meiner Kindheit konfrontiert. Und wo ich dann diesen ehemaligen ständigen Aufenthaltsort und seine Bewohner wieder ein wenig nachsichtiger betrachten kann.
Mlle Händel - 6. Okt, 10:32
Die
Frankfurter Rundschau möchte auf ihrer Internetseite das wunderschöne Museum für alte Plastik auf der Sachsenhäuser Mainseite verlinken, doch es gelingt nicht, und es ist wohl auch noch niemandem bei dieser Zeitung aufgefallen, dass sowohl der Name des Museum als konsequenterweise dann auch der der Seite anders geschrieben wird, als die FR sich das denkt. Voilá: das
Liebieghaus.Besonders schön auch das Café. Vorallem, wenn die Sonne scheint. (Heute bisher leider nicht der Fall.)
Mlle Händel - 4. Okt, 10:13