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Ich habe momentan unbändige Lust, lauter Sachen wegzuschmeißen, Kram, der sich so angesammelt hat, der rumliegt oder irgendwo verstaut ist und den ich nie nie nie brauchen werde. Und auch nicht vermissen. Am liebsten würde ich alles aus allen Schränken rausräumen und in die Mitte des Zimmers zu einem Berg häufen und dann so ungefähr die Hälfte davon in Mülltüten packen, und danach würde ich im Flur und in der Küche weitermachen.
Bei wegschmeißen muss ich ganz oft an den Grießbrei denken, den D. und ich uns, ungefähr vierzehnjährig, eines schönen Spätnachmittags bei ihr zuhause zubereiteten. Wir verspürten Hunger, fanden im Küchenschrank eine Packung Grieß und im Kühlschrank Milch, stellten einen Topf auf den Herd, hielten uns nicht an Mengenangaben, rührten die kalte Milch und den Grieß zu einem dicken Brei, kochten das Ganze auf, befanden es für zu dünn, gaben mehr Grieß dazu und hatten irgendwann einen angebrannten dicken Klumpen vor uns, der wenig appetitlich aussah. Wir trauten uns nicht, die misslungene Nachmittagsmahlzeit in den Müll zu schmeißen; D.s Mutter konnte es nicht ertragen Essen wegzuwerfen und hätte diese maßlose Grießverschwendung sicher nicht begrüßt. So taten wir das in diesem Moment einzig Logische: wir vergruben den Grießbrei im Garten und machten uns Brote.
(Neulich wurde ich beim Erzählen dieser Geschichte gefragt, warum wir den Klumpen nicht im Klo runtergespült hätten. Ich weiß auf diese Frage keine Antwort. Damals erschien uns das Vergraben plausibler.)
Wahrscheinlich war es dieses Erlebnis, das D. und mich ein paar Jahre später dazu veranlasste, im Matheunterricht ein Rezept zu verfassen, zu dem wir je abwechselnd eine Zeile beitragen durften und das wir im Titel unserem Mathelehrer und dem stellvertretenden Schulleiter widmeten:
Dinner for Two: Hajo und Bernd
400g Mondamin
250g Haare vom H.*
1/8 l H-Milch
2 Peutel Dingsda**
2 TL Chilipulver
4/5 Wimpern
3 Blatt Gelatine
4 Palmherzen
Gelatine in H-Milch auflösen, aufkochen.
2 Peutel Dingsda zwischendurch rauchen, um die Kontrolle über die überkochende Milch zu behalten.
Gleichmäßig mit dem Chilipulver vermischtes Mondamin in die langsam gelierende Milch rühren.
Die Haare und Wimpern in Nussöl in einer Teflonpfanne lila rösten.
Palmherzen in Stückchen hacken, zu den lila Haaren in die Pfanne geben und schließlich unter den Milchbrocken kneten.
Den Milchbrei-Brocken ausrollen, herzförmige Plätzchen ausstechen, mit evtl. vorhandenen Dingsda-Resten bestreuen, falls alle mit dessen Asche, auf ein gefettetes Blech setzen und bei 500°C langsam versteinern lassen.
*Mathelehrer
**die Wortschöpfung einer legasthenischen Freundin, die uns in einem Brief von einem Beutelchen Gras berichtet hatte.
Bei wegschmeißen muss ich ganz oft an den Grießbrei denken, den D. und ich uns, ungefähr vierzehnjährig, eines schönen Spätnachmittags bei ihr zuhause zubereiteten. Wir verspürten Hunger, fanden im Küchenschrank eine Packung Grieß und im Kühlschrank Milch, stellten einen Topf auf den Herd, hielten uns nicht an Mengenangaben, rührten die kalte Milch und den Grieß zu einem dicken Brei, kochten das Ganze auf, befanden es für zu dünn, gaben mehr Grieß dazu und hatten irgendwann einen angebrannten dicken Klumpen vor uns, der wenig appetitlich aussah. Wir trauten uns nicht, die misslungene Nachmittagsmahlzeit in den Müll zu schmeißen; D.s Mutter konnte es nicht ertragen Essen wegzuwerfen und hätte diese maßlose Grießverschwendung sicher nicht begrüßt. So taten wir das in diesem Moment einzig Logische: wir vergruben den Grießbrei im Garten und machten uns Brote.
(Neulich wurde ich beim Erzählen dieser Geschichte gefragt, warum wir den Klumpen nicht im Klo runtergespült hätten. Ich weiß auf diese Frage keine Antwort. Damals erschien uns das Vergraben plausibler.)
Wahrscheinlich war es dieses Erlebnis, das D. und mich ein paar Jahre später dazu veranlasste, im Matheunterricht ein Rezept zu verfassen, zu dem wir je abwechselnd eine Zeile beitragen durften und das wir im Titel unserem Mathelehrer und dem stellvertretenden Schulleiter widmeten:
Dinner for Two: Hajo und Bernd
400g Mondamin
250g Haare vom H.*
1/8 l H-Milch
2 Peutel Dingsda**
2 TL Chilipulver
4/5 Wimpern
3 Blatt Gelatine
4 Palmherzen
Gelatine in H-Milch auflösen, aufkochen.
2 Peutel Dingsda zwischendurch rauchen, um die Kontrolle über die überkochende Milch zu behalten.
Gleichmäßig mit dem Chilipulver vermischtes Mondamin in die langsam gelierende Milch rühren.
Die Haare und Wimpern in Nussöl in einer Teflonpfanne lila rösten.
Palmherzen in Stückchen hacken, zu den lila Haaren in die Pfanne geben und schließlich unter den Milchbrocken kneten.
Den Milchbrei-Brocken ausrollen, herzförmige Plätzchen ausstechen, mit evtl. vorhandenen Dingsda-Resten bestreuen, falls alle mit dessen Asche, auf ein gefettetes Blech setzen und bei 500°C langsam versteinern lassen.
*Mathelehrer
**die Wortschöpfung einer legasthenischen Freundin, die uns in einem Brief von einem Beutelchen Gras berichtet hatte.
Mlle Händel - 23. Jan, 15:24
mq (Gast) - 24. Jan, 10:38
Klingt nahrhaft. Aber ich nehme an, die Haare vom H. werden inzwischen in Gold aufgewogen?
antworten
kid37 - 30. Jan, 22:53
Oh, Voodoo-Brötchen. Vermutlich muß man das ganze bei Vollmond auf dem Friedhof Schindanger vergraben, damit es wirkt?
Mlle Händel - 31. Jan, 20:52
Wäre auszuprobieren. Allerdings dürften die Haare des H. mittlerweile tatsächlich nur noch sehr spärlich vorhanden sein.