Ich muss in den letzten Tagen oft an L. denken, die früher in der Schule, so in der 9. und 10. Klasse, vor Französisch- und Mathearbeiten immer kurz ganz furchbar anfing zu heulen, so ungefähr 2 Minuten, bevor die jeweilige Lehrerin die Blätter austeilte, was die andere L. und mich immer sehr nervös machte vor lauter Mitleid und aus Verzweiflung über die Unmöglichkeit, sie beruhigen zu können; die Ergebnisse waren dann immer ähnlich: L.s Arbeit war ganz gut, während die andere L. und ich immer so zwischen 4 und 5 dümpelten. Letzteres war zwar nicht die Schuld von L.s hysterischen Ausbrüchen, sondern hing eher mit unserer generellen Motivation in beiden Fächern zusammen, aber trotzdem fanden wir das immer etwas ungerecht.
Momentan bin ich ein bisschen wie L., fürchte ich. Andersrum wars besser.
Mlle Händel - 11. Jan, 13:13
Michel Foucault, Entchenteich
Mlle Händel - 5. Jan, 11:33
Den ganzen Tag einen Ohrwurm von "Wie lieblich ist der Maien".
Mlle Händel - 31. Dez, 14:38
O daß mein Sinn ein Abgrund wär/und meine Seel ein weites Meer
Mlle Händel - 20. Dez, 14:34
Am Sonntag, gegen 23 Uhr saß ich, obwohl ich mir immer wieder sage, dass ich es nie wieder tun werde, auf dem Oberdeck des 129ers. Der Bus war nur spärlich besetzt. Ungefähr zwanzig Minuten vor meiner Heimathaltestelle stiegen zwei junge Menschen ein, ein junger Mann und eine junge Frau, und setzten sich zwei Sitzreihen hinter mich.
Ich war müde, hatte ein wenig vor mich hingedöst, der langen Strecke irgendwie dankbar, dass ich noch ein wenig sitzen bleiben durfte.
„Komm wir gehen noch ins ...“, sagte die junge Frau mit schnarrender Stimme, und es folgte eine Diskussion über die richtige Kneipe für diesen Abend, die immer verworrener und anstrengender wurde, zumal als mir bewusst wurde, dass sich all die genannten Orte in meiner Nachbarschaft befanden, die beiden also womöglich ihre Diskussion bis zu meiner Haltestelle fortsetzen würden. Was sie taten.
Ich versuchte, ihnen nicht mehr zuzuhören, was nicht vollständig gelang.
„Käseplatte!“ tönte es von hinten.
Und dann nochmal: „Käseplatte!“
Zwischendurch: „Ich mag aber kein Cous-Cous.“
Dann wieder: „Käseplatte!“
„Du hast doch aber vorhin noch eine Bratwurst gegessen.“
„Da kann man super Wein trinken!“
„Die haben da einen Weihnachtsbaum.“
Und dann, am Heinrichplatz, nur noch ein paar Stationen, bevor ich aussteigen musste: „Hier ist der Sushi-Laden. Ich könnt ja jetzt auch Sushi essen.“
„Aber du hast doch die Bratwurst...“.
Zwei Haltestellen später: „Ich hätte jetzt doch Lust auf Sushi.“
„Hier ist aber Sushi-freier Kiez“ (allein das Wort Kiez ist übrigens, in einer normalen Unterhaltung gebraucht, schrecklich, finde ich. Schlimm sind auch die Bezeichnungen der jeweiligen Kieze nach einer Straße, die sich dort befindet.)
„Wir könnten höchstens zum Vietnamesen eine Nudelsuppe...“.
„Ja, super, lass und das machen.“
„Nee, aber das ist so ungemütlich.“
„Das ist ja auch kein Sushi.“
„Wein... gestern Abend.... der Dings war auch da... da haben wir auch da Wein getrunken... Käseplatte!“
„Du kennst dich auch echt gut aus mit den Kneipen hier.“
„Da sind Weintrauben und Nüsse auf der Käseplatte.“
Ich stieg aus.
Es tut mir sehr leid für das Café Jacques am Neuköllner Maybachufer, dass ich dort nie, nie, nie wieder werde vorbeigehen können, ohne mir die schnarrende Stimme vorzustellen, wie sie Wein, Käseplatte, Bratwurst, Sushi, Nudelsuppe und noch mehr Wein gleichzeitig bestellt, mit extra Walnüssen und Weintrauben, weil die so lecker sind.
Mlle Händel - 19. Dez, 10:12
Bei mir um die Ecke hat jemand an eine Hauswand Berlin's Burning with Boredom geschrieben. Dem stimme ich nicht zu. Würde der Schreiber dieser Worte ein bisschen besser aufpassen, würde er zum Beispiel Dialoge mitbekommen wie den, dem ich am vergangenen Sonntag lauschen durfte:
Mann 1: "Und wie geht's dem Hund?"
Mann 2: "Der war neulich inner Tür eingeklemmt, da sah der nachher aus wie'n Wurstbrot."
Mlle Händel - 12. Dez, 11:51