Nostalgische Atmenot
Ich habe Probleme mit der Veränderung meines Aufenthaltsortes, und sei es nur für kurze Zeit. Immer hänge ich mich zu sehr an Orte, an Plätze, an Wohnungen, ich habe einmal eine Freundin während ihres Umzugs gefragt, ob sie nicht wehmütig sei, die alte Wohnung zu verlassen, worauf sie mich verwirrt anschaute und sagte, sie ziehe ja gerade um, weil die neue Wohnung besser sei. Wie man um eine alte Wohnung trauern konnte, verstand sie nicht.
Eigentlich wollte ich das jetzt ein wenig ausführen, aber es wird mir wohl nicht gelingen. Eingeklemmt zwischen Besuch bei der nordhessischen Verwandtschaft, Regenwetter, Versuchen, das Sofa, das mein kleiner Bruder vor Jahren mal angeschleppt hat, auf den Dachboden zu hieven, gemeinsamen Frühstücken, Einpacken von Bilderbüchern für den Nachwuchs der Verwandtschaft, Leuten, die hinter mir stehen und mir über die Schulter sehen, und die sagen, wenn die Dachbodenklappe ohnehin offen sei, dann könne man ja auch gleich noch die anderen Sachen, und überhaupt stünde hier ja noch so viel Kram von mir, und ob ich eigentlich schon mal darüber nachgedacht hätte, was ich dann bald, und dass meine Vorstellungen vom Leben vielleicht ein wenig ignorant seien und ob ich eigentlich daran gedacht hätte, meine Magisterarbeit mit Seitenzahlen zu versehen, bevor ich sie ausdrucke, ist Konzentration ein wenig schwierig. Ich fürchte, bald wahnsinnig zu werden, bin gleichzeitig dauernd ein wenig gerührt und fühle mich ja auch wohl, es ist die seltsamste Ambivalenz der Welt; und dann zwischendurch immer wieder der ironische Satz: „Du hast es ja so schrecklich schwer“, für den ich langsam morden könnte, und der mich schon mein Leben lang begleitet.
Aber dann der Ort, die grauen Häuser, der Regen, das Einkaufszentrum aus den 60ern, dessen funktionalistischen Kern man unter den Modernisierungen gar nicht mehr erkennt, der Garten mit der Meerrettichplage und den mutierten Walderdbeeren, der Geruch des Kellers. Nostalgische Ambivalenz, hier war ich mal und bin nicht mehr, und eigentlich will ich wieder nach Hause. Wo es keinen Dachboden gibt und niemand mich mit Seitenzahlen behelligt und mit den peinlichen Geschichten aus meiner Kindheit konfrontiert. Und wo ich dann diesen ehemaligen ständigen Aufenthaltsort und seine Bewohner wieder ein wenig nachsichtiger betrachten kann.
Eigentlich wollte ich das jetzt ein wenig ausführen, aber es wird mir wohl nicht gelingen. Eingeklemmt zwischen Besuch bei der nordhessischen Verwandtschaft, Regenwetter, Versuchen, das Sofa, das mein kleiner Bruder vor Jahren mal angeschleppt hat, auf den Dachboden zu hieven, gemeinsamen Frühstücken, Einpacken von Bilderbüchern für den Nachwuchs der Verwandtschaft, Leuten, die hinter mir stehen und mir über die Schulter sehen, und die sagen, wenn die Dachbodenklappe ohnehin offen sei, dann könne man ja auch gleich noch die anderen Sachen, und überhaupt stünde hier ja noch so viel Kram von mir, und ob ich eigentlich schon mal darüber nachgedacht hätte, was ich dann bald, und dass meine Vorstellungen vom Leben vielleicht ein wenig ignorant seien und ob ich eigentlich daran gedacht hätte, meine Magisterarbeit mit Seitenzahlen zu versehen, bevor ich sie ausdrucke, ist Konzentration ein wenig schwierig. Ich fürchte, bald wahnsinnig zu werden, bin gleichzeitig dauernd ein wenig gerührt und fühle mich ja auch wohl, es ist die seltsamste Ambivalenz der Welt; und dann zwischendurch immer wieder der ironische Satz: „Du hast es ja so schrecklich schwer“, für den ich langsam morden könnte, und der mich schon mein Leben lang begleitet.
Aber dann der Ort, die grauen Häuser, der Regen, das Einkaufszentrum aus den 60ern, dessen funktionalistischen Kern man unter den Modernisierungen gar nicht mehr erkennt, der Garten mit der Meerrettichplage und den mutierten Walderdbeeren, der Geruch des Kellers. Nostalgische Ambivalenz, hier war ich mal und bin nicht mehr, und eigentlich will ich wieder nach Hause. Wo es keinen Dachboden gibt und niemand mich mit Seitenzahlen behelligt und mit den peinlichen Geschichten aus meiner Kindheit konfrontiert. Und wo ich dann diesen ehemaligen ständigen Aufenthaltsort und seine Bewohner wieder ein wenig nachsichtiger betrachten kann.
Mlle Händel - 6. Okt, 10:32