Doppelseitiger Distinktionsgewinn
Beim Mittagessen kündigte ich, da das Salz zur Neige ging, einen Einkauf an. Es folgte eine kleine Diskussion über die Begrifflichkeiten bummeln vs. shoppen, bei der ich die These vertrat, dass shoppen wesentlich aggressiver klänge als das schöne bummeln, übermäßiges Geldausgeben quasi impliziere, was wiederum eine Diskussion über das englische Verb to shop auslöste, das ja an sich auch nur den Besuch eines Geschäftes bedeutet und eigentlich noch nichts mit Geldausgeben zu tun hat. Geldausgeben ist bei mir ein bisschen schlecht gerade.
Die Mitbewohnerin riet, bei diesem schönen Wetter doch über die Oranienstraße zu bummeln (wir hatten uns mittlerweile auf das Vokabular geeinigt), doch ich entschied mich für den Kottbusser Damm. Den mag ich sehr gerne. Man bekommt hier alles, was man zum Leben braucht. Und, so erläuterte ich der Mitbewohnerin, sei die Tatsache, kein Geld zu haben, auf dem Kottbusser Damm leichter zu ertragen. Man bekommt dort zwar alles, was man zum Leben braucht, wird aber nicht permanent durch aufdringliche Läden und deren Publikum daran erinnert, was man sonst noch gerne so an Überflüssigkeiten besitzen würde. Man kann eben viel entspannter bummeln. Ich machte mich auf den Weg.
Das Salz kaufe ich nicht etwa in einem billigen Supermarkt, oh nein, ich kaufe grobes Meersalz im Bioladen. Und auch einen solchen gibt es unweit des Kottbusser Damms. Dort fiel mir dann ein, dass ich dringend Müsli brauchte, und auch die Tomaten sahen sehr schön aus und waren nicht allzu teuer. An der Kasse fiel mir auf, dass die Tasche, die ich dabeihatte, viel zu klein für die gerade erworbenen Güter war. Ich kaufte also noch eine Papiertüte. Sie kostete 20 Cent und war braun. Sie knisterte. Und sie war beschriftet. Für überzeugte Genussmenschen prangte dort in großen schwarzen Lettern. Um mich meiner Identität als Genussmensch zu vergewissern, brauche ich keine Tüte, die mich daran erinnert, fand ich. Vor allem aber möchte ich diese Tatsache nicht durch Tüten meiner Neuköllner Umwelt kundtun. Und so drehte ich die Tüte so, dass man nur die andere Seite sehen konnte, auf der immerhin noch echt bio stand. In grün.
Irgendwie empfand ich es dann als Genugtuung, bei der billigen Drogerie billigen Kram zu kaufen und in die braune Tüte zu stopfen. Und dann auch noch die Milch vom Supermarkt. Leider wurde die Tüte dann sehr schwer. Ich bekam Angst, dass sie reißen könnte. Und klemmte sie mir unter dem Arm, denn die Vorstellung, sie könnte kaputt gehen, mein Einkauf, von dem eigentlich nur das Salz geplant war, könnte sich über den Bürgersteig des Kottbusser Damms verteilen, war mir nicht angenehm.
Ein gemischter Bummel war das. Sowohl inhaltlich als auch emotional. Aber wir haben wieder Salz. Und die Sonne schien.
Die Mitbewohnerin riet, bei diesem schönen Wetter doch über die Oranienstraße zu bummeln (wir hatten uns mittlerweile auf das Vokabular geeinigt), doch ich entschied mich für den Kottbusser Damm. Den mag ich sehr gerne. Man bekommt hier alles, was man zum Leben braucht. Und, so erläuterte ich der Mitbewohnerin, sei die Tatsache, kein Geld zu haben, auf dem Kottbusser Damm leichter zu ertragen. Man bekommt dort zwar alles, was man zum Leben braucht, wird aber nicht permanent durch aufdringliche Läden und deren Publikum daran erinnert, was man sonst noch gerne so an Überflüssigkeiten besitzen würde. Man kann eben viel entspannter bummeln. Ich machte mich auf den Weg.
Das Salz kaufe ich nicht etwa in einem billigen Supermarkt, oh nein, ich kaufe grobes Meersalz im Bioladen. Und auch einen solchen gibt es unweit des Kottbusser Damms. Dort fiel mir dann ein, dass ich dringend Müsli brauchte, und auch die Tomaten sahen sehr schön aus und waren nicht allzu teuer. An der Kasse fiel mir auf, dass die Tasche, die ich dabeihatte, viel zu klein für die gerade erworbenen Güter war. Ich kaufte also noch eine Papiertüte. Sie kostete 20 Cent und war braun. Sie knisterte. Und sie war beschriftet. Für überzeugte Genussmenschen prangte dort in großen schwarzen Lettern. Um mich meiner Identität als Genussmensch zu vergewissern, brauche ich keine Tüte, die mich daran erinnert, fand ich. Vor allem aber möchte ich diese Tatsache nicht durch Tüten meiner Neuköllner Umwelt kundtun. Und so drehte ich die Tüte so, dass man nur die andere Seite sehen konnte, auf der immerhin noch echt bio stand. In grün.
Irgendwie empfand ich es dann als Genugtuung, bei der billigen Drogerie billigen Kram zu kaufen und in die braune Tüte zu stopfen. Und dann auch noch die Milch vom Supermarkt. Leider wurde die Tüte dann sehr schwer. Ich bekam Angst, dass sie reißen könnte. Und klemmte sie mir unter dem Arm, denn die Vorstellung, sie könnte kaputt gehen, mein Einkauf, von dem eigentlich nur das Salz geplant war, könnte sich über den Bürgersteig des Kottbusser Damms verteilen, war mir nicht angenehm.
Ein gemischter Bummel war das. Sowohl inhaltlich als auch emotional. Aber wir haben wieder Salz. Und die Sonne schien.
Mlle Händel - 7. Sep, 18:45